Häftlings-Treffen in der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus
Cottbus / Chóśebuz, 30. September 2021. Am 9. Oktober 2021 findet das Cottbus-Treffen in der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus statt. Als die Sozialisten an der Macht waren, verknackten sie, teils auf Basis zusammengezimmerter Anklagen und unter nach sozialistisch gebeugtem Recht, politische Gegner und Andersdenkende zu drastischen Haftstrafen. Einer der Haftorte für sie war das Zuchthaus Cottbus. Zum Cottbus-Treffen treffen sie sich, um über gemeinsame Probleme und Forderungen zu sprechen. Immer wieder begegnen sich Haftkameraden Jahrzehnte nach ihrer Freilassung zum ersten Mal in ihrem alten Knast.
Abb.: Sonne aus Schlagstöcken, Dauerausstellung der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus
Archivbild: © Görlitzer Anzeiger
Cottbus-Treffen erinnert an Unrecht unter dem sozialistischen Regime

Zellensituation, nachgebaut von einstigen Insassen, den Künstlern Jörg Beier (1946-2021) und Gino Kuhn (geb. 1955). Beier war, nach am Vorwurf der "Vorbereitung der Republikflucht" nicht festgehalten werden konnte, wegen "staatsfeindlicher Hetze" zu 18 Monaten verknackt worden, Gino Kuhn wegen "staatsfeindlichen Menschenhandels" zu sechs Jahren, von denen er knapp zweieinhalb absaß, weil er von der Bundesrepublik freigekauft wurde
Foto: © Görlitzer Anzeiger
Zum Cottbus-Treffen 2021 wird um 14 Uhr die neue SED-Opferbeauftragte Evelyn Zupke erwartet. Als Ombudsfrau hat sie die Aufgabe "für die Anliegen der Opfer der SED-Diktatur zu wirken und zur Würdigung der Opfer des Kommunismus in Deutschland beizutragen. Sie berät den Deutschen Bundestag und seine Ausschüsse, die Bundesregierung sowie andere öffentliche Einrichtungen in Fragen, die die Angelegenheiten der Opfer der SED-Diktatur und der kommunistischen Herrschaft in der Sowjetischen Besatzungszone in Deutschland und in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik betreffen", so die offizielle Beschreibung ihrer Aufgaben auf der Internetseite des Deutschen Bundestages. Weshalb die "DDR" imemr wieder als "ehemalig" bezeichnet wird, bleibt ein Rätsel, der SED-Spuk ist längst vorbei.
Heutzutage haben viele Bürger ihre Zweifel, ob 32 Jahre nach dem Mauerfall jemand benötigt wird, der sich um SED-Opfer kümmert. Andererseits fragen viele Betroffene, warum erst 32 Jahre nach dem Mauerfall eine Ombundsperson die nicht von der Hand zu weisenden Interessen von SED-Opfern vertreten und in die Politik hineintragen soll. Haft und Unrecht sind an keinem spurlos vorbeigegangen, nicht wenige haben noch Jahrzehnte später mit den Folgen zu kämpfen. Evelyn Zupke will auf dem Cottbus-Tag mit den Opfern der "DDR"-Diktatur und Bürgern sprechen.
Auf das Gespräch mit Evelyn Zupke folgt von 16 bis 17.30 Uhr eine musikalische Lesung mit dem Facharzt für Psychotherapie und Liedermacher Dr. Karl-Heinz Bomberg, der sein neues Buch "Seelische Narben. Freiheit und Verantwortung in den Biografien politisch Traumatisierter der DDR" vorstellt. Das Buch beantwortet die Frage nach dem Bedarf für eine SED-Opferbeauftragte auf Bundesebene eindeutig. Dr. Bomberg lässt viele Betroffene zu Wort kommen, die über Spätfolgen und Bewältigungsformen politischer Traumatisierung berichten. Unter ihnen ist Gino Kuhn, früherer politischer Häftling und Künstler, dessen Kunst an mehreren Stellen in der Gedenkstätte zu besichtigen ist. Er wird beim Cottbus-Treffen ebenfalls anwesend sein.
Hingehen!
Sonnabend, 9. Oktober 2021, von 14 bis 17.30 Uhr,
Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus, Bautzener Straße 140, 03050 Cottbus
Interessierte Bürger sind herzlich eingeladen, der Eintritt ist kostenfrei.
Die Veranstaltung findet unter Einhaltung der aktuellen Hygiene- und Abstandsregeln statt.
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- Erstellt am 29.09.2021 - 23:45Uhr | Zuletzt geändert am 30.09.2021 - 00:25Uhr
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