Management will gelernt sein

Management will gelernt seinWeißwasser/O.L. / Běła Woda, 22. Dezember 2021. Von Thomas Beier. Spricht man mit aufstiegswilligen Leuten, speziell jüngeren Unternehmern und Unternehmerinnen, dann sprechen diese gern von ihren Projekten und, seit einigen Jahren besonders auffällig, davon, was sie selbst wollen auf einer Art Selbstverwirklichungstrip. Schauen wir einmal näher hin.

Symbolfoto: Ольга Фоломеева / Olga Folomejewa, Pixabay License
Anzeige

Systemisches und systematisches Denken

Tatsächlich stehen die Ansprüche nicht etwa an, sondern für das eigene Leben heutzutage so sehr im Vordergrund wie noch nie. “Ich will alles, sonst nichts!”, lautet die Devise, wenn eine Teilzeitkarriere – als eine Art falsch verstandener Work-Life-Balance – samst aller Statussymbole und stets reichlich Cash angesteuert wird.

Übertrieben? Die Realität zeigt: Da werden im heimatlichen Osten von der Gründergeneration Anfang der 1990er Jahre mit viel Engagement aufgebaute Unternehmen, die heute zugleich bedeutsame Arbeitgeber sind, einem Lifestyle-Konzept geopfert, dessen einzige Maxime “Ich will!” heißt.

Der erfahrene Unternehmer weiß: Was er will, interessiert niemanden, solange keine Abhängigkeiten bestehen oder andere einen Nutzen daraus ziehen. Doch die egogetriebene Generation mit Drang nach einer schönen neuen Arbeitswelt scheint vergessen zu haben, dass gerade in Unternehmen höchstpersönliche Entscheidungen eben auch Konsequenzen für andere haben.

Beispiel: kein systemisches Denken

Konkrete Beispiele zu nennen verbietet sich, aber angenommen: Jemand möchte sein Geschäft vereinfachen und kündigt einem wichtigen Kunden aus heiterem Himmel den Vertrag und bietet zugleich einen neuen an, der beim Kunden aber viele Fragezeichen aufwirft. Anstelle eiligst zurückzurudern, wird der Kunde nun als begriffsstutzig hingestellt: "Warum will der nicht verstehen, was ich will?"

Ganz einfach: Der Kunde muss nicht verstehen, wenn eine über Jahrzehnte eingespielte Geschäftsbeziehung verändert werden soll, vor allem mit – zumindest gefühlten – Nachteilen für ihn. Im konkreten Fall hat er das Vorgehen seines Auftragnehmers zum Anlass genommen, die Geschäftsbeziehung insgesamt auf den Prüfstand zu stellen. Folge: Ein auswärtiger Anbieter kam zum Zuge.

Das Dumme an der Sache: Am veränderungswilligen Unternehmer hingen weitere Subunternehmer, teils ebenfalls mit Angestellten. Deren Auftragsbeziehungen platzen nun ebenfalls. Der Folgeschaden für die Region ist groß und die Kundengelder wandern nun ganz woanders hin.

Vor diesem Hintergrund zeigt sich: Unternehmer – und im Grunde jeder andere Mensch auch – müssen systemisch denken. Bei allen Entscheidungen steht die Frage im Raum, wer davon berührt ist und wie sich das mit dessen Interessen verträgt. Wer gegen andere agiert, der braucht sich nicht zu wundern, wenn diese sich im Falle eines Falles nicht solidarisch verhalten.

Systematisches Denken

Etwas ganz anderes ist das systematische Denken. Hier geht es darum, mit Hilfe von Denksystemen alle Facetten einer Entscheidung zu durchleuchten. Die Anpassung oder Entwicklung solcher Denksysteme und deren Anwendung in beispielsweise Klinika, Industriebetrieben, Stadtwerken und Verwaltungen – also in Organisationen, in denen viele Menschen zusammenarbeiten – ist, nebenbei bemerkt, der größte Wettbewerbsvorsprung der Beier Consulting.

Systematisches und systemisches Denken sind heute grundlegende Management-Anforderungen. Einerseits geht es darum, die Konsequenzen der eigenen Entscheidungen zu überschauen, andererseits müssen alle Vorgehensweisen einer Systematik unterliegen, um nachvollziehbar zu sein. Nur wird das keinem Manager – ob nun auf eigene Rechnung handelnd oder angestellt – in die Wiege gelegt.

Das beginnt schon bei der Management-Ausbildung. Fehlt hier die Systematik bestimmter Denk- und Entwicklungsmodelle oder – noch schlimmer – wird geglaubt, die weichen Faktoren der Mitarbeiterführung seien eine "Gefühlssache", die man instinktiv erledigen könne, dann werden die Erfolgspotentiale von Projekten nicht ausgereizt.

Zwei Aspekte des Managements

Unerfahrene Manager, die etwa erstmals unvorbereitet als Führungskraft eingesetzt werden, wichten die beiden Aspekte des Managements gewöhnlich sehr einseitig: Sie legen sehr großen Wert auf das Organisieren, setzen also Ziele und machen Vorgaben für das Zusammenspiel von Teams und innerhalb des Teams und sorgen für die nötigen Ressourcen. Völlig vernachlässigt hingegen wird unter diesen Umständen der Aspekt der Mitarbeiterführung.

Doch Menschen sind Säugetiere und brauchen wie jede Schafherde einen Leithammel, der ihnen Orientierung gibt. Die Kunst, Projekte – und darum geht es schließlich immer, von der Ehe über die Kindererziehung bis eben zum betrieblichen Erfolg – erfolgreich zu realisieren, besteht darin, die organisatorischen Aspekte und die Führung des oder der Anderen unter einen Hut zu bekommen. Was sich kompliziert anhört, besagt: Hast du als Manager keine Mitarbeiter, die auch im Zweifel hinter dir stehen, dann schau nach, wo dein Hut hängt.

Systematisches Lernen

Management-Wissen, das ist heute ein endloses Thema. Allein im Führungsbereich gibt es neben dem seit Jahren bekannten Führungswissen immer wieder neue, sehr spannende Aspekte, denkt man etwa nur an den Einfluss biogenetischer Faktoren, die Führung, Zusammenarbeit, Produktentwicklung, Marketing und Unternehmensstrategie beeinflussen, oder an die Fragen der persönlichen Reife von einzelnen Menschen, Fragen, die extrem wichtig bei der Auswahl und Entwicklung von Führungskräften sind.

Natürlich darf man sich nicht in theoretischen Betrachtungen verlieren, sondern muss, vor allem, wenn man in das Management einsteigen oder dort vorankommen will, die richtigen Prioritäten setzen. In der heutigen, immer wieder unberechenbaren – man sagt volatilen – Wirtschaftswelt hat bei Managern und für Teams der Begriff der Agilität besondere Bedeutung gewonnen.

Wenn es also darum geht, Mitarbeiter auf agile Weise an den Ort ihrer höchsten Leistungsfähigkeit zu bringen, dann ist das, was als Agile Coach Ausbildung bekannt ist, eine gute Grundlage dafür. Hier lernt man nicht nur, mit den Anforderungen an eine Führungskraft, die sich als Sparringspartner ihrer Mitarbeiter versteht, umzugehen, sondern es wird zugleich die Flexibilität angesichts ständig wechselnder Herausforderungen trainiert.

Unterm Strich

Der berühmte Merkel-Satz "Wir schaffen das!" steht eigentlich für "Wir managen das!", also für das Organisieren des Zustroms an Geflüchteten und die Führungskraft, als Kontaktperson möglichst vieler zum Mitwirken zu bewegen.

Aber die Herausforderung "Wir schaffen das!" ist für Unternehmen im Grunde Tagesgeschäft. Klar schaffen wir das.

Kommentare Lesermeinungen (0)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Schreiben Sie Ihre Meinung!

Name:
Email:
Betreff:
Kommentar:
 
Informieren Sie mich über andere Lesermeinungen per E-Mail
 
 
 
Weitere Artikel aus dem Ressort Weitere Artikel
  • Quelle: red | Foto: olga-filo | Ольга Фоломеева / Olga Folomejewa, Pixabay License
  • Erstellt am 22.12.2021 - 21:09Uhr | Zuletzt geändert am 04.07.2022 - 18:52Uhr
  • drucken Seite drucken
Anzeige