Sicherung eines stabilen Unternehmensverlaufs

Sicherung eines stabilen UnternehmensverlaufsWeißwasser / Běła Woda, 10. Juni 2020. Sein Unternehmen möglichst stabil am Laufen zu halten hat nicht nur eine volkswirtschaftliche, sondern auch eine soziale Funktion. Vor diesem Hintergrund hat der Unternehmerverband Markersdorf e.V. erst gestern eine Online Konferenz zum Thema "Business Continuity" durchgeführt. Geleitet wurde die von Vorstandsmitglied Thomas Beier organisierte Konferenz von Markus Will, der an der Fakultät Natur- und Umweltwissenschaften der Hochschule Zittau/Görlitz lehrt und forscht und unter anderem Spezialist für Risikomanagement ist.

Sind Unternehmen eng verzahnt wie etwa in der Zulieferindustrie, kann eine Insolvenz eine Kettenreaktion auslösen
Foto: Ivana Divišová, Pixabay License
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Risiken des Scheiterns der unternehmerischen Laufbahn vermindern

Wer ein Unternehmen gründet, muss die Rollen tauschen: Ab sofort ist man nicht nur Arbeitnehmer mit begrenzten Verantwortlichkeiten, sondern Arbeitgeber und damit letztlich verantwortlich für alles, was mit der Geschäftstätigkeit zu tun hat. Einer der existenziell wichtigen Punkte ist es dann, die Liquidität – sprich: Zahlungsfähigkeit – des Unternehmens zu jedem Zeitpunkt abzusichern. Kann man seinen finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen, droht schnell die Insolvenz; dabei ist es völlig egal, wie es dazu kommen konnte.

Gerade für Jungunternehmer ist das Risiko einer Insolvenz besonders hoch. "Oft genug wird in den Businessplänen die Kundengewinnung nur stiefmütterlich behandelt", weiß der erfahrene Gründungsberater Thomas Beier, "und in der Praxis ist vielen das Akquirieren eher unangenehm. Sie setzen darauf, dass sich Kunden auf Werbung hin melden, was sich meist als Irrtum erweist. Was eine Kundenbeziehung möglich macht, geht weit über das Spiel von Angebot und Nachfrage hinaus."

In gestandenen Unternehmen bahnt sich eine Insolvenz oft in mehreren Schritten an. "Zu wenig Gespür für die Kundenbedürfnisse, mangelnder Veränderungswille vor dem Hintergrund, dass es doch laufe, fehlende Strategien und Resilienzüberlegungen sind immer wieder der Anfang vom Ende und machen Unternehmen beispielsweise bei technologischen Umbrüchen besonders leicht angreifbar", erläutert Beier.

Letztendlich könne jedoch wohl niemand ein Insolvenzrisiko völlig ausschließen. Um Arbeitnehmer im Insolvenzfall zu schützen, hat der Gesetzgeber vorgeschrieben, deren angesparte Wertguthaben zu sichern, was mit einer entsprechenden Versicherung – auch in Form von Guthabenkonten, Garantien, Bürgschaften, Wertpapieren, Festgeldern etc. – zur Insolvenzsicherung möglich ist. Eine weitere Sicherheit für abhängig Beschäftigte ist das früher Konkursausfallgeld genannte Insolvenzgeld, das für bis zu drei Monate gezahlt werden kann.

Geschäftsführer und -inhaber hingegen sind gut beraten, rechtzeitig Vorsorge zu treffen, was die Insolvenzvermeidung betrifft: Kommt es zur Insolvenz, steht bei ihnen zudem die Frage der persönlichen Haftung im Raum. Dabei spielt die Rechtsform des Unternehmens eine Rolle, selbst bei haftungsbeschränkten Gesellschaften kann es unterbestimmten Bedingungen zur persönlichen Haftung des Geschäftsführers kommen. Man darf sich keine Illusionen machen: Unter dem Strich ist man als verantwortlich Handelnder selbst für das Florieren seines Geschäftes und damit die Sicherung der Zahlungsfähigkeit verantwortlich.

Maßnahmen zur Sicherung der unternehmerischen Stabilität

Welche Maßnahmen sollten für die Sicherung der unternehmerischen Bestandsfähigkeit getroffen werden? Entscheidend ist, rechtzeitig die entsprechenden Maßnahmen zur Vermeidung einer Insolvenz einzuleiten.

Grundlegend ist dabei die Planung der Liquidität. Dabei werden die Termine der erwarteten Zahlungseingänge denen der Zahlungsausgänge gegenübergestellt. Bleibt der Saldo positiv, ist alles – vereinfacht gesagt – im grünen Bereich. Bei einem Negativ-Saldo muss überlegt werden, wie "flüssige Mittel" beschafft werden können, etwa durch Kreditaufnahme oder Sonderverkäufe. Betriebsprämien in der Landwirtschaft sind Sonderform der Liquiditätssicherung; sie werden gezahlt, wenn zum Beispiel Hitze und Trockenheit die Erträge einbrechen lassen.

Insgesamt wird die liquidität durch langfristige, strategische Maßnahmen beeinflusst, ebenso durch mittelfristige Effekte wie etwa Auftragseingänge oder -stornierungen. Sehr kurzfristige Maßnahmen zur Liquiditätssicherung bezeichnet man als Krisenmanagement; dann werden etwa durch Verhandlungen Zahlungsverpflichtungen hinausgezögert oder eigentlich benötigte Werte verkauft.

Ein Problem bei Jungunternehmen ist jedoch auch, dass man oft mit permanenten Herausforderungen aus gesetzlichen und vor allem bürokratischen Auflagen zu kämpfen hat. Aber schon allein das sich Bekanntmachen bei möglichen Kunden und die Angebotstätigkeit nehmen anfangs schnell die Hälfte der Arbeitszeit, in der man doch eigentlich mit bezahlter Arbeit Geld verdienen möchte, in Anspruch. Ein Mangel an Liquidität ist also oft auch dadurch bedingt, dass man entsprechend viele Kleinigkeiten zu pflegen hat und sich darin verstrickt. "Deshalb ist es vorteilhaft, möglichst viele Geschäftsbereiche zu automatisieren, gerade im Büro finden sich immer wieder Ansätze dazu", rät Beier angesichts der Selbstlähmung, in die insbesondere Kleinstunternehmen wegen des vielen Nebenaufwands geraten können.

Außerdem wollen das Unternehmenswachstum und die Maßnahmen des Marketings finanziert sein, auch die Einführung neuer Produkte geht erst einmal ins Geld – es ist paradox: Was langfristig den Gewinn sichern soll, senkt zunächst die überlebensnotwendige Liquidität.

Versicherung gegen einen möglichen Zahlungsausfall

Zahlungsausfallversicherungen sind unter dem Namen Warenkreditversicherung bekannt. Üblicherweise prüft eine solche Versicherung, die gegen einen Forderungsausfall absichert, die Bonität des Kunden, übernimmt den Inkassoservice und ersetzt dem leistenden Unternehmen im vereinbarten Umfang den Schaden. In der Außenwirtschaft sind die Hermesbürgschaften von großer Bedeutung, oft genug macht dieses Förderinstrument Exporte überhaupt erst möglich.

Eine andere Möglichkeit, die Liquidität zu verbessern, ist das Factoring. Hier werden die eigenen Forderungen durch einen Abschlag auf den Zahlungsanspruch verkauft mit dem Ziel, schneller an sein Geld zu kommen. Allerdings ist das keine Zahlungsausfallversicherung, denn Factoringgesellschaften prüfen genau, welche Forderungen sie übernehmen – besteht ein Ausfallrisiko, werden sie wohl die Finger davon lassen.

Unternehmer sollten sich einen Überblick über die Möglichkeiten zur Liquiditätssicherung verschaffen und diese zu ihren Gunsten nutzen, damit sie ihrer Verantwortung gegenüber Vertragspartnern und Mitarbeitern gerecht werden können.

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  • Quelle: red | Foto: ivanacoi / Ivana Divišová, Pixabay License
  • Erstellt am 10.06.2020 - 07:17Uhr | Zuletzt geändert am 03.08.2020 - 12:48Uhr
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