Disziplin und Produktivität: So funktioniert das Homeoffice - und zwar für beide Seiten

Weißwasser, 14. Juli 2017. Auch im Landkreis Görlitz steigt die Zahl der schnellen Internetanschlüsse – mancherorts rasant, in anderen Kommunen müssen sich die Interessenten noch in Geduld üben. Mit einer schnellen, stabilen Internetverbindung und geeigneter Hardware ist jedoch bereits die Basis für die Arbeit im Homeoffice gelegt. Auch wenn dieser Trend in Deutschland erst im Kommen ist, zeigen sich bereits jetzt 91 Prozent der Homeoffice-Nutzer sehr zufrieden mit Kreativität und Produktivität. Und was ist für den Arbeitgeber drin? Statt Kontrollverlust erhält er weniger kranke Mitarbeiter, die circa sechs Stunden mehr die Woche arbeiten und zudem noch Bürokosten einsparen.
Abbildung oben: Homeoffice funktioniert nur, wenn man ohne ständige Störung und konzentriert arbeiten kann.

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Wie beliebt ist die Arbeit von zu Hause?

Während in den USA große Unternehmen ihre Mitarbeiter wieder zurück ins Büro holen, ganz nach dem Motto "gemeinsam sind wir kreativer", wächst in Deutschland der Trend, die monetäre Wirkstätte in die eigenen vier Wände zu verlagern. Bereits 30 Prozent der Arbeitgeber bieten Modelle an und 35 Prozent aller Arbeitnehmer in Deutschland sind an dieser Variante interessiert. Studien der Harvard Universität, Forbes-Studien und weitere Untersuchungen zeigen einstimmig, dass die Zufriedenheit der Mitarbeiter nicht nur steigt, sondern ihr Arbeitseinsatz sich erhöht. Leider steht dem gegenüber bisher noch eine große Gruppe an Arbeitgebern, die diese Leistungen übersehen und damit Beförderungen sowie Gehaltserhöhungen im Vergleich zu Büroarbeitern rar gesät sind.

Was hat der Arbeitgeber vom Mitarbeiter, der zu Hause bleibt?

Dabei beginnen die Vorteile direkt bei der Einsparung für Bürokosten, Benzinzulagen und Verpflegung. Ein pendelnder Mitarbeiter beginnt morgens hoch konzentriert zu arbeiten, statt sich in den Stau zu stellen. Ein zufriedener Mitarbeiter ist ein guter Mitarbeiter. Er ist seltener krank, produktiver, loyaler und zudem nicht selten qualifizierter. Denn um talentierten Nachwuchs anzusprechen, muss neben den Hardfacts auch die Work-Life-Balance stimmen.

Und was, wenn der Mitarbeiter zu Hause gar nicht arbeitet? Die Angst davor ist noch stark präsent; doch da auch in der Firma selbst fast ausschließlich über Messenger, Telefon und Co kommuniziert wird, ändert sich für den Arbeitgeber kaum etwas, wenn der Mitarbeiter in seinem Homeoffice sitzt. Nicht zu vergessen: Ein Homeoffice ist für körperlich eingeschränkte Personen sowie pflegende Angehörige und junge Familien eine willkommene und oft einzige Option, Karriere und Privatleben unter einen Hut zu bekommen. Welche Firma kann es sich heute leisten, auf das Know-How dieser kreativen Köpfe zu verzichten, nur weil sie nicht von nine to five eine Bürotür weiter sitzen können?

Homeoffice: Was ist für den Arbeitnehmer drin und was muss er mitbringen?

Homeoffice ist keine Einbahnstraße. Auf der einen Seite steht der Freiheitsgewinn, die Selbstbestimmtheit, doch diese gibt es nur zum Preis von starker Disziplin gepaart mit sehr gutem Organisationstalent und Kommunikationsbereitschaft. Nur wer es schafft, eine echte Arbeitsatmosphäre zu schaffen, sich nicht von allerlei Annehmlichkeiten ablenken zu lassen, der schafft es, produktiver von zu Hause zu sein. Unbedingt muss die Kommunikation mit den Kollegen und dem Chef in den Vordergrund rücken, damit Vertrauen geschaffen werden kann und die Karrierechancen steigen.

Homeoffice? Ja, ein bis zweimal die Woche

Ein ausgewogenes Modell ist die Festsetzung von wenigen Homeofficetagen im Monat oder pro Woche. So profitieren Arbeitgeber und Arbeitnehmer beide gleichermaßen von den Vorteilen und minimieren uno actu das Risiko von asymmetrischer Informationsverteilung, Faulheit und Vertrauensverlust. Unabhängig davon, welchen Anteil die Homeofficearbeit einnimmt, ist eine ständige virtuelle Präsenz unabdingbar. Statt Telefonkonferenzen können Videokonferenzen genutzt werden, um das professionelle Arbeitsambiente zu Hause wirksam zu präsentieren.

Und wie überzeuge ich meinen Chef davon?

Zwei Fragen zu Beginn: Bin ich überhaupt der Typ für eigenständige Arbeit von zu Hause und ist die Arbeit von zu Hause in meiner Branche überhaupt möglich? Je mehr Sie vom PC aus arbeiten, je kreativer Ihre Arbeit ist und je mehr Sie reisen müssen, desto wahrscheinlicher kommt dies neue Modell für Sie in Frage. Das Gespräch mit dem Chef sollte erst stattfinden, nachdem Sie den Nutzen für die Firma sowie Ihre Softskills und Ihre Arbeitsmoral erschöpfend beweisen konnten.

Jetzt gilt es, aus Sicht des Unternehmens zu argumentieren. Besonders sinnvoll ist das Festschreiben von messbaren Erfolgen durch die Arbeit zu Hause. Diese Ergebnisse können nach einer Pilotphase in einem Gespräch ausgewertet werden. Ist der Erfolg für den Arbeitgeber sichtbar, kann ein dauerhaftes Arrangement folgen. Dieses sollte detailliert im Arbeitsvertrag verankert werden. Außerdem lohnt sich danach ein Besuch beim Steuerberater, da die Kosten für den heimischen DSL-Anschluss sowie die Nutzung von Hardware und Arbeitszimmer steuerlich oft Vorteile mit sich bringen. Übrigens: Will der Arbeitgeber den Mitarbeiter wieder ausschließlich im Büro haben, gleicht dieser Schritt formal einer Versetzung.

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  • Erstellt am 14.07.2017 - 06:48Uhr | Zuletzt geändert am 14.07.2017 - 07:23Uhr
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