Was Männer tun, um eher zu sterben

Was Männer tun, um eher zu sterbenGörlitz, 23. Januar 2020. Von Thomas Beier. Es ist eine Tatsache: Im Durchschnitt leben Männer in Deutschland knapp fünf Jahre kürzer als Frauen. Das war nicht immer so, erst das Leben in der Industriegesellschaft ab dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und der wachsende Wohlstand in Verbindung mit sozialer Fürsorge haben dazu geführt. Das Paradoxe daran ist: Seitdem werden Männer zwar älter, doch Frauen eben überproportional. Schaut man auf die Hintergründe, könnte man schlussfolgern: selbst schuld.

In Görlitz erinnern besonders die Nikolaikirche und der historische Nikolaifriedhof an die Vergänglichkeit. Schaut man sich die Lebensweise mancher Männer an, so könnte man meinen, sie wollen besonders eilig durchs Leben.
Foto: © Görlitzer Anzeiger
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Wie Männer ihren Zugewinn an Lebenszeit verspielen

Wie Männer ihren Zugewinn an Lebenszeit verspielen
Schwimmen ist ein guter Ausgleich für sitzende Tätigkeit. Die Görlitzer führt im Winter der nächste Weg ins moderne Neißebad, im Sommer lockt vor allem der Berzdorfer See.
Foto: © Görlitzer Anzeiger

Besonders unter gut gebildeten jüngeren Leuten sind heute Begriffe und Verhaltensweisen selbstverständlich, die für die älteren Semester in dieser Deutlichkeit meist nicht im Vordergrund standen: gesunde Ernährung, Work-Life-Balance, auf die Signale des Körpers achten. Ganz im Gegenteil definieren sich noch heute viele Männer über Bratwurst, Steak und Bier, über “hart arbeiten” als Grundlage für Erfolg und Anerkennung und darüber, nicht wegen jedem Zipperlein zum Arzt zu rennen.

Womit Männer sich selbst gefährden

    • Ungesunde Lebensweise

      Hier stehen an allererster Stelle der Genussmittelmissbrauch, schlechte Ernährung und mangelnde Bewegung. Obgleich Rauchverbote und gestiegene Tabakpreise viele inzwischen davon abhalten: Es wird noch immer viel geraucht und manche Psychologen meinen sogar, die Warnhinweise auf den Zigaretten- und Tabakpackungen seien besonders für Männer eher ein Anreiz und verlockten dazu, sich in falsch verstandener Männlichkeit "den Gefahren des Lebens" auszusetzen.

      Gesellschaftlich wohl noch stärker akzeptiert als das Rauchen ist das Trinken von Alkohol – vom "Bierchen" oder der "Molle" mit der verhängnisvollen Kombination von Alkohol und Kohlenhydraten über Wein bis hin zu hochprozentigen Sachen. Für manche Männer ist es selbstverständlich, die empfohlenen Obergrenzen der Verzehrmengen zu überschreiten – und zwar täglich. Klare Grenzen, bei deren Überschreitung man in den Bereich des riskanten Konsum gelangt, nennt sie Webseite Kenn dein Limit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

      Doch nicht allein Alkohol, sondern generell "schlechtes" Essen wie Fertignahrungsmittel, die häufig überzuckert sind, machen dem Körper zu schaffen. Zum nachlässigen Umgang mit sich selbst gehört auch, sich zu wenig zu bewegen. So mancher arbeitet tagsüber im Sitzen und sitzt dann auch noch den ganzen Abend vorm Fernseher.

    • Den Arzt meiden

      Männer gehen – auch wenn sich die Zahlen angleichen – weniger oft zu Vorsorgeuntersuchungen als Frauen, wohl am ehesten noch zum Zahnarzt. Doch die ab einem gewissen Alter empfohlenen Untersuchungen wie etwa zur Darmkrebsfrüherkennung (ab 50 Jahren), in derem Zusammenhang gegebenenfalls eine Darmspiegelung weitere Erkenntnisse liefert und mit der Entfernung von Polypen Darmkrebs vorbeugen kann, sind wichtig.

      Gleichermaßen von Bedeutung ist die Prostatauntersuchung (ab 45 Jahren), die neben der häufig gutartigen Prostatavergrößerung im Alter gegebenenfalls Prostatakrebs als womöglich noch beschwerdefreie Gewebeveränderung rechtzeitig erkennen lässt. Selbst ein bösartiger Prostatatumor ist meist nicht lebensbedrohlich, dem Arzt stehen neben der Prostatakrebs OP weitere, auch organerhaltende Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, deren Anwendung vom Einzelfall abhängig ist. Natürlich ist für den Patienten eine Früherkennung grundsätzlich von Vorteil.

      Der sogenannte PSA-Test einer Blutprobe als Früherkennungsuntersuchung für Prostatakrebs wird nicht von allen Krankenkassen bezahlt, sondern oft als sogenannte Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) angeboten. Ob dieser Test für einen Patienten zweckmäßig ist, sollte dieser mit seinem Arzt abklären. Allerdings liefert der PSA-Test, wenn er denn durchgeführt wird, eher einen Hinweis als eine klare Aussage in Bezug auf einen Prostatakrebs, so dass der Arzt im Anschluss entscheiden muss, ob weitere Untersuchungen nötig sind.

      Auf Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen für Männer weisen mehrere Webseiten hin, natürlich auch auf die Untersuchungen für Frauen. Wer sich mit solchen Untersuchungen noch nicht befasst hat, für den sind der Hausarzt und die eigene Krankenversicherung erste Ansprechpartner – hingegen sind Selbstdiagnosen, Ratschläge aus dem Bekanntenkreis oder gar das Aussitzen von Symptomen wohl das, was am wenigsten beziehungsweise überhaupt nicht hilfreich ist. Wer hingegen selbst ein ausreichendes Gesundheitsbewusstsein entwickelt und sich für Themen rund um die Gesundheit interessiert, dem fällt es leichter, tagtäglich ein gesundheitsförderndes Verhalten zu praktizieren und auch die Vorsorge nicht zu vergessen.

    • Stress erdulden

      Schon im Jahr 2017 titelte die Süddeutsche Zeitung "Stress führt zu Entzündungen im Körper, ganz ohne Keime". Demnach sind psychischer Stress und negative Gefühle in ihren Auswirkungen fast so riskant wie etwa erhöhte Cholesterinwerte, Diabetes oder Bluthochdruck. Überhöhter Leistungsdruck, aber auch unsichere (befristete) Arbeitsverhältnisse können entsprechend krank machen. Viele Männer meinen jedoch, das aushalten zu müssen, um nicht als Schwächling zu gelten. Familienväter identifizieren sich zudem mit der Rolle des Ernährers, der für das Wohlergehen von Frau und Kindern zuständig und verantwortlich ist.

Was tun?

Der Weg zu gesundheitsfördernden Lebensgewohnheiten kann ein langer sein. Ausschlaggebend ist wohl, wie weit jemand selbst für seine Gesundheit Verantwortung übernimmt. Solange keinerlei Beschwerden vorliegen, ist die Motivation, sich mit den eigenen Einflussmöglichkeiten auf die Gesundheit zu beschäftigen, für viele gering. Eine große Rolle spielt das soziale Umfeld: Verhalten sich Partner, Freunde, Verwandte und Vorbilder eher gesundheitsbewusst oder gehen sie nachlässig mit ihrer Gesundheit um? Schon so mancher, der begann, gesünder zu leben, musste Unverständnis und Häme ertragen.

Doch Gesundheit ist für jeden Menschen eine ureigenste Angelegenheit. Es geht nicht allein darum, die richtige Balance zwischen Erhalt und Förderung der Gesundheit und gelegentlichem “schädlichem” Genuss zu finden, sondern den Genuss in Bereiche zu verlagern, die der Gesundheit zuträglich sind. Es muss ja nicht gleich “Salat ist mein neues Steak!” heißen, aber Alkohol aus dem Alltag zu verbannen, öfter mal Fisch statt rotem Fleisch und für den, der nicht körperlich schwer arbeitet, mehr Gemüse und weniger kohlenhydratreiche Nahrung wie etwa Reis, Nudeln und Kartoffeln – das wäre neben mehr Bewegung für viele ein guter Anfang.

Wer dann auch noch Spaß daran entwickelt, mit guten Zutaten selber zu kochen, kommt häufig von ganz allein darauf, sich stärker mit Lebensmitteln und ihren Wirkungen zu beschäftigen und auch auf diese Weise ein neues Gesundheitsbewusstsein zu entwickeln, zu dem auch der achtsame Umgang mit sich selbst und die Gesundheitsvorsorge gehören. Ein hohes Alter erreichen und dabei möglichst gesund bleiben, wer will das nicht?

Ergebnis: Wer lebt insgesamt gesundheitsbewusster?

Frauen (40%)
 
Männer (0%)
 
Jüngere (44%)
 
Ältere (16%)
 
Nichtrepräsentative Umfrage
Umfrage seit dem 23.01.2020
Teilnahme: 25 Stimmen
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  • Erstellt am 23.01.2020 - 08:19Uhr | Zuletzt geändert am 23.01.2020 - 08:47Uhr
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