Neues vom Bonehaus

Görlitz, 12. April 2016. Von Thomas Beier. Am vergangenen Freitag wurde der Görlitzer Dichter Steeven Fabian Bonig während seines morgendlichen Toilettengangs krass gestört, doch - welch Fügung! - rief der Störer dann selbst die Polizei, aber die Beamten sahen offenbar keine andere Handlungsmöglichkeit als ihn - den Störenfried - zu veranlassen, sich aus dem Haus Obermarkt 26 zu enfernen.

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Wie weit geht Denkmalschutz?

Hintergrund: Der Eigentümer des Hauses Obermarkt 26 will dieses verkaufen, doch dabei stört der Dichter, der das Gemäuer längst zu einem Museum verwandelt hat. "Hier findet jeder ein paar Sachen, an die er sich erinnert, die sonst für ihn - oder sie - im Vergessen verschwunden wären", so Bonig, der von Freunden kurz Bone genannt wird. Das ist Understatement, folgt das Haus mit seiner Einrichtung doch einem künstlerischen Gesamtanspruch, der Besucher in der Vergangenheit beim Betreten sofort in seinen Bann zog.

Neben der Bewahrung handwerklichen Instrumentariums und von Symbolen und Szenerien des Alltags ist es vor allem das Haus an sich, dessen zu "DDR"-Zeiten eingesetzter Verfall inzwischen von Bone und seinen Freunden gestoppt wurde, das den Wert des eigentümlichen Museums ausmacht. Was hier im Görlitzer Künstlerhaus, dem sogenannten Bonehaus, erlebbar ist, wirkt gegen "Social Alzheimer", das Vergessen der Lebensumstände der letzten Jahrhunderte und nicht zuletzt der jüngeren deutschen Geschichte. Doch in Görlitz gibt es auch Gegenstimmen, die die hochästhetische Sammlung am liebsten auf dem Müll sehen würden. Warum wohl?

Dichter Bonig ist vor allem daran interessiert, das Mobiliar und die Artefakte im Gebäude unbeschädigt zu lassen. Das veranlasste ihn auch zur Empfehlung an den Hauseigentümer (nachdem dieser an der Seite zum Obermarkt die Tür verschraubt hatte, um sich anschließend anderen Dingen, unter anderem einer Gasflasche, zu widmen), doch lieber die Polizei zu rufen. Was der auch tat, jedoch mit unerwartetem Erfolg: Musste er doch eine Belehrung entgegennehmen, dass er ohne gerichtlichen Titel keinen Zugriff auf das Inventar habe und das Haus überhaupt erst nach Vereinbarung betreten dürfe. Diesen sachdienlichen Hinweisen hat er sich dann auch gefügt.

Steeven Fabian Bonig beruft sich darauf, dass nicht nur das Gebäude, sondern auch sein Inhalt dem Denkmalschutz unterliegen, nach dem Sächsischen Denkmalschutzgesetz (SächsDSchG) geschützt seien. Hier steht für ihn besonders der Paragraph 2 mit seinem Absätzen 1, 2 und 5h im Mittelpunkt:








Ergebnis: Braucht Görlitz ein Künstlerhaus?

ja (56.9%)
 
nein (39.7%)
 
weiß nicht / egal (3.4%)
 
Nichtrepräsentative Umfrage
Umfrage seit dem 12.04.2016
Teilnahme: 204 Stimmen
Kommentare Lesermeinungen (1)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Bonehaus wird gebraucht

Von Joachim Trauboth am 12.04.2016 - 18:18Uhr
Görlitz braucht dieses Haus.

So viele Besucher habe ich erlebt, die sagten, dass die einzigartige Ausstrahlung des Bonehauses der wichtigste Eindruck sei, den sie wieder mit in die Heimat nehmen.

Das Bonehaus vermag zu begeistern!

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  • Quelle: Thomas Beier | Abbildung: © Görlitzer Anzeiger
  • Erstellt am 12.04.2016 - 02:05Uhr | Zuletzt geändert am 26.04.2016 - 09:54Uhr
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