Ökoreifen auf dem Prüfstand: Spritsparen auf Kosten der Sicherheit?

Weißwasser / Běła Woda, 24. Juli 2015. Ein verantwortungsvoller Umgang mit unseren begrenzten Ressourcen wird immer wichtiger - dazu gehört natürlich auch der Kraftstoffverbrauch des Fahrzeugs. Abseits vom ökonomischen Fahrstil und regelmäßiger Wartung des Fahrzeugs haben die Reifen einen erheblichen Einfluss auf den Kraftstoffverbrauch. Geht es nach den Herstellern, bieten sogenannte Öko-Reifen hier beeindruckendes Sparpotenzial - lohnt der Kauf?
Abbildung: Die Anforderungen an Reifen sind enorm: Grip unter allen Bedingungen, Belastbarkeit, Verschleißfestigkeit und nicht zuletzt der Rollwiderstand müssen unter einen Hut gebracht werden. Foto: Csaba Nagy

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Rollwiderstand kostet wertvollen Sprit

Ist das Fahrzeug einmal in Schwung, könnte der Motor eigentlich ausgeschaltet werden. Dass dies in der Praxis nicht funktioniert, ist den Fahrtwiderständen geschuldet. Die meiste Energie schluckt dabei der Windwiderstand, gefolgt vom Rollwiderstand der Reifen, wodurch der Verbrauch stark beeinflusst wird.

Sogenannte Öko- oder Leichtlaufreifen sollen einen möglichst geringen Rollwiderstand aufweisen und den Kraftstoffverbrauch so auf ein Minimum reduzieren. Möglich wird dies durch spezielle Profilierung und eine etwas härtere Gummimischung. In der Folge komme es beim Abrollen zu einer geringeren Verformung und damit geringeren Krafteinwirkungen, die überwunden werden müssen.

Im Ergebnis sollen Eco-Reifen einen Verbrauchsvorteil von bis zu zehn Prozent gegenüber herkömmlichen Pneus aufweisen. Tatsächlich fällt der Vorteil in der Praxis meist geringer aus, einige Prozente können aber durchaus gespart werden. Das schützt übrigens nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel.

Nasshaftung leidet und Ökoprofil

Wie groß der Vorteil ist, hängt auch vom Streckenprofil ab: Je langsamer der Wagen unterwegs ist, desto größer ist der Anteil des Rollwiderstands an den gesamten Fahrtwiderständen - und desto mehr lässt sich mit den Ökoreifen sparen.

Allerdings bringen die technischen Kniffe auch Nachteile mit sich: Denn die härtere Gummimischung sorgt gleichzeitig auch für etwas weniger Haftung. Der fehlende Grip mag bei trockener Fahrbahn durchaus verschmerzbar sein; bei Nässe zeigen sich die Nachteile allerdings überdeutlich. In einer brenzligen Fahrsituation kann die schlechtere Haftung den entscheidenden Unterschied machen.

Der ADAC prüfte kürzlich 35 Reifenmodelle in unterschiedlichen Dimensionen und stellte diesen Zielkonflikt eindeutig fest: Selbst bei hochwertigen Modellen zeigt sich der Zielkonflikt zwischen Sicherheit und Verbrauchsökonomie. Tirendo hat dabei die jeweiligen Testsieger der Kategorie Sommerreifen zusammengefasst.

Auf der Kostenseite dürfte sich bei den Ökoreifen allerdings noch ein anderer Vorteil einstellen: Aufgrund der härteren Gummimischung fällt auch der Abrieb geringer aus, die Reifen halten also länger.

Fazit: Eine Frage der Nutzung

Die Idee scheint auf den ersten Blick einfach: Durch den geringeren Rollwiderstand verringert sich folglich auch der Kraftstoffverbrauch beim Einsatz von Ökoreifen. Doch schnell wird übersehen, dass die Pneus viele unterschiedliche Anforderungen erfüllen müssen.

Vor allem Sicherheitsaspekte wie Nasshaftung und Bremsweg entscheiden über die Qualitäten von Reifen. Beide Faktoren werden durch die Änderungen in Konstruktion und Material negativ beeinflusst.

Ökoreifen können sich aber trotzdem lohnen: Wer auf einen betont defensiven Fahrstil setzt oder mit seinem Cabrio ohnehin nur bei schönem Wetter unterwegs ist, begeht mit dem Kauf der Eco-Reifen keinen Fehler.

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  • Quelle: red | Foto: PIX1861 / Csaba Nagy, pixabay, Lizenz CC0 Public Domain
  • Erstellt am 24.07.2015 - 09:26Uhr | Zuletzt geändert am 24.07.2015 - 10:55Uhr
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